Das versteckte Gift in der täglichen Futterration unserer Pferde
Das Giftpflanzen-Thema einmal anders betrachtet - Beobachtungen in der alternativen Tierheilpraxis
Seit einigen Jahren sind Giftpflanzen groß in Mode, besser gesagt in aller Munde. Allen voran Herbstzeitlose und Jakobskreuzkraut - Letzteres war sogar einmal das Highlight im Fragenkatalog auf einem Orientierungsritt. Dies führte dazu, daß fast jeder Pferdebesitzer in den letzten Jahren schon einmal Angstvorstellungen hatte, sein Pferd könnte sich auf der Wiese an diesen gütlich tun und danach das Zeitliche segnen…
Widersprüchlich finde ich dabei, dass mir in meiner 10-jährigen Praxis viele chronisch vergiftete Pferde begegnen, die als solche nicht erkannt werden, die aber nicht mehr viel "Giftiges" benötigen, um dadurch ernsthaft bis lebensbedrohlich zu erkranken: Eben der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt!!!
Es ist dann ziemlich egal ob dieser Tropfen eine Giftpflanze ist, die das Pferd von den Beinen holt - oder die Rundum-Wurmkur, die Mehrfach-Impfung, so manche Medikamente, der eine Ballen schimmeliges Heu, der eine Zentner schimmeliger Hafer, der etwas unansehliche Rest Silage, den man eben noch verfüttern wollte …. Das bisschen wird dem Pferd schon nichts ausmachen, heißt es dann häufig …
Ein "vergiftetes Pferd" ist offenbar nur dann vergiftet gewesen und an Gift erkrankt bzw. gestorben, wenn es eine identifizierte Giftpflanze war.
- Die Hufrehe, die im Januar! bis zum Ausschuhen führte, weil schimmelige Silage über viele Wintermonate hin gefüttert wurde, wird vornehm als "Cushing-Syndrom" bezeichnet, von "Gift" ist keine Rede - dabei ist Cushing nichts anderes als eine extreme Stoffwechselentgleisung, die die Folge einer sich in den meisten Fällen über viele Jahre sehr langsam aufbauenden Vergiftung des Organismus durch einen dauerhaft überlasteten Stoffwechsel ist.
- Ein Pferd, das einige Stunden nach Gabe einer Wurmkur, die stoffwechselverträglich für ein gesundes Pferd ist, aber doch in hohem Maß die Entgiftungsorgane Leber und Niere beansprucht, auf der Wiese mit Kreislaufversagen zusammenbricht, ließe eine bereits vor der Verabreichung der Wurmkur vorliegende Leber-Intoxikation vermuten - aber keiner spricht von einer Vergiftung.
- Mit Schimmelpilz verseuchtes Heu wird über das Winterhalbjahr gefüttert, der halbe Stall hustet, die Pferde bekommen Medikamente (noch mehr "Gift") gegen den Husten - aber nichts hilft wirklich, erst wenn die Pferde wieder auf der Wiese sind ist der Husten weg. Jedes Jahr geht das so, bis die älteren Tiere so langsam eine chronische Bronchitis entwickeln… aber die Giftstoffe des Schimmelpilzes im Heu oder die völlig mit Zusatzstoffen überfrachteten Müslis, Pülverchen und Nitrat-Karotten, die kiloweise ins Pferd gefüttert werden und damit dem Stoffwechsel ganz schön Giftmüll zu entsorgen geben, dafür verantwortlich zu machen, darauf kommen die Wenigsten. Viel eher vermutet sogar der Tierarzt bei einem Blutbild mit schlechten Leber- oder Nierenwerten, dass die Pferde im Sommer ein paar Pflanzen Jakobskreuzkraut gefressen hätten, das tägliche Futter guckt auch er sich leider nicht an….
Ich frage mich, wo denn der viel gerühmte natürliche Instinkt der Pferde geblieben ist, Giftpflanzen zu erkennen und links stehen bzw. liegen zu lassen? Wenn doch die Pferde in den "guten alten Zeiten" Giftpflanzen offenbar noch erkennen konnten, woran liegt es dann, dass heute wohl immer mehr Pferde Giftpflanzen naschen, obwohl sie genügend anderes Nahrungsangebot hätten? - und ich spreche nicht vom absoluten Extrem der abgegrasten Weide, auf der nur noch Giftpflanzen stehen, die Pferde nicht zugefüttert bekommen und der Zaun so ausbruchssicher ist, dass er eine Nahrungssuche in Nachbarsgarten verhindert!
Ein Grundproblem ist wohl, dass das "täglich Brot" des Pferdes - Rauh- und Kraftfutter- schon so voller toxischer Stoffe ist, dass sich mit der Zeit der innere Regler des Organismus auf "leichte Gifte in der Nahrung erlaubt" stellt und die Pferde dann tatsächlich auch schimmeliges Heu und Stroh fressen - nur einige wenige verweigern dies und werden dann vom Menschen als "empfindlich" bezeichnet; im Prinzip sind dies aber die Pferde mit dem gesunden Instinkt!!! Sie werden wohl keine Giftpflanzen auf der Wiese auswählen….
Frisst das Pferd also über längere Zeit minder-qualitatives Futter oder zuviel des Guten, haben die Entgiftungsorgane irgendwann keine Kapazitäten mehr frei für Zusätzliches, sei es die Impfung, die Wurmkur oder die Giftpflanze.
Viele Pferdebesitzer kaufen ohne Nachzudenken alles, was ihnen die Industrie als "gesund" anpreist und füttern alles, was der Landhandel als "Heu, Stroh und Hafer" deklariert in ihr Pferd hinein. Sie bekommen gar nicht mit, wie viele belastende Stoffe und Giftstoffe sie da tagtäglich ihrem Pferd zumuten - so manches Pferd wird im Laufe der Jahre zu einem wandelnden "Giftmüllfass", dass aus allen möglichen Lecks (Hautporen, Augen, Nase, Darmöffnungen, Wunden etc) seine giftige Suppe loswerden möchte, aber häufig erfolgreich daran gehindert und sogar mit noch mehr "giftigen Substanzen, die teilweise sogar als Heilmittel bezeichnet werden" vollgestopft wird, in der gutgläubigen Meinung, damit dem geliebten Partner Pferd zu helfen.
Wo liegt jetzt die Lösung? - Weniger ist mehr!
Da das Pferd ein Wunder an Genügsamkeit ist, sollten wir umdenken in Richtung: Weniger ist mehr! Heu, Stroh, Hafer oder eine aufgeschlossene Getreidemischung (Dinkel, Gerste, Mais) plus Mineral- und Salzleckstein - und dies alles in der richtigen Qualität und Menge für den jeweiligen Pferdetyp. Mehr braucht ein gesundes Pferd nicht!
Das wichtigste Grundfutter in der Pferdeernährung im Winter ist qualitativ hochwertiges Raufutter und hier natürlich insbesondere das Heu. Leider ist die Qualität des Heus je nach Erntezeitpunkt und Witterungsbedingungen bei der Ernte nicht immer optimal. Die Fütterung von minderwertigen Heu oder Stroh kann aber schnell Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes auslösen. Schimmelpilze im Heu kann man durch gräulich-weiße Beläge (Batzen), einen muffigem Geruch oder durch vermehrte Staubentwicklung erkennen. Bei Schimmelbefall ist absolute Vorsicht geboten, bitte das Heu großflächig wegwerfen! Sie tun Ihrem Pferd etwas Gutes, wenn Sie das Heu regelmäßig und kompromisslos überprüfen - im Winter wie im Sommer. Im Zweifelsfall können Sie eine Heuprobe zur Qualitätsuntersuchung einschicken.
Leckerchen sollten Leckerchen bleiben und nicht zur Zusatznahrung umfunktioniert werden. In den billigen Möhren steckt soviel Nitrat drin - wenn schon, dann bitte Biomöhren! Äpfel übersäuern den Organismus Pferd, wenn sie dauerhaft in größeren Mengen (mehr als 1 - 2 pro Tag/600 kg Pferd) gefüttert werden. Brot belastet den Stoffwechsel mit seinem hohen Phosphatgehalt bei dauerhafter Fütterung von mehr als 1 - 2 Scheiben pro Tag/600 kg Pferd. Bananen sind für ein Pferd nur in der Menge 1 Banane pro Monat / 600 kg Pferd wirklich verstoffwechselbar (siehe Link unten). Alles was über die monatliche Banane hinausgeht, belastet den Stoffwechsel, da das Kalium der Banane vom Pferd nicht gut abgebaut werden kann - im Gegensatz zum Menschen, der damit keine Probleme hat.
Auch Mash hat bei einem gesunden Pferd keinen zusätzlichen Nutzen, ist eher wieder eine zusätzliche Belastung für den Stoffwechsel. Den Nutzen hat nur die Psyche des Menschen, der seinem Vierbeiner im kalten Winter einen warmen Brei zukommen lassen möchte - denn der Mensch weiß genau, wie gut ihm selbst das tut! Nur wärmt der Brei schon längst nicht mehr, wenn er im Pferdemagen angekommen ist… Mash ist Rekonvaleszenten-Futter. Ein gesundes Pferd braucht gesunde natürliche Pferdenahrung - was Mash nicht ist. Auch vorbeugende Fütterung von Hustenkräutern und -tees schadet mehr, als dass es nützt. Jedes Kraut und jeder Tee muß vom Organismus Pferd wieder verstoffwechselt werden - und der hat gerade genug mit dem minderqualitativen Heu, dem Nitrat in den Möhren, der Impfung, der Wurmkur etc. zu tun.
Silage ist Gärfutter und somit für das Kolikanfällige Pferd nicht geeignet. Für die Kuh ist es auch nicht das beste Futtermittel, aber im Hinblick auf hohe Milchleistung und minimalem Aufwand bei der Futtergewinnung hat sich die Silage hier ihren Platz erobert. Nun hat die Kuh im Gegensatz zum Pferd ein ganz anderes Verdauungssystem, das ihr den Umgang mit Silage etwas erleichtert, zum anderen wird eine Kuh im heutigen Wirtschaftssystem nicht so alt wie ein Pferd. Pferde bekommen meist erst nach ihrem 10. - 15. Lebensjahr Probleme mit ihrem verschlackten Stoffwechsel - da weilt die Kuh schon längst auf der himmlischen Wiese. Und drittens hat eine Milchkuh die ideale Möglichkeit, Stoffwechselschlacken über ihre normalen Kanäle hinaus auszuleiten: Die Milch!!! Warum nur ist unsere Kuhmilch so belastet…. ?
Silage ist im Pferdestall in Mode gekommen, weil die Heuqualität so abgesunken ist, dass viele Pferde durch schlecht geerntetes oder gelagertes verpilztes Heu an Husten erkranken - nur treiben wir bei Silage als Heuersatz den Teufel mit dem Beelzebub aus…
Zum Abschluß möchte ich noch ein paar Worte über die Untugend, nicht lebensmittelechte, mit toxischen Weichmachern getränkte schwarze Baubottiche und -eimer zum Tränken zu verwenden anbringen: Daß so viele Pferdehalter diese Behälter benutzen ist einerseits verständlich, da sie billig, langlebig und einfach zu bekommen sind - allerdings enthalten Sie giftige Weichmacher, die sich während der gesamten Lebensdauer des Bottichs/Eimers in Verbindung mit UV-Licht (Tageslicht ohne direkte Sonneneinstrahlung genügt!) stetig ins Wasser hinein löst und von den Pferden aufgenommen wird. Sie sind für das Pferd leberschädigend! Über Jahre gesehen vergiften wir mit dieser "Sparmaßnahme" unsere Pferde. Wenn der Tierarzt dann hohe Leberwerte feststellt, war es dann aber bestimmt die Giftpflanze oder das falsche Gras…..
THP Annette Walentin
Ganzheitliche Verfahren für Mensch und Tier
Rathausstr. 32
97508 Grettstadt
awalentin@t-online.de
www.tierheilpraxis-annette-walentin.de
Banane und Kalium
zurück